Orchis (Knabenkraut)

Die außergewöhnliche Pflanze Orchis heißt im deutschsprachigen Raum auch „Knabenkraut“. Sie ist eigentlich eine kleine einheimische Orchidee, die in ganz Mittel- und Südeuropa und auf Mittelmeer-Inseln wild auf Wiesen wächst und im Frühling rosafarben oder violett auf Stängeln blüht, wenn auch recht unscheinbar im Vergleich zu subtropischen Orchideen. Der deutsche Name „Knabenkraut“ kommt nicht etwa daher, dass Knaben diese seltene Pflanze gern sammeln, sondern von der Wurzelknolle dieser Orchidee, die mit etwas Fantasie wie ein Paar männliche Geschlechtsteile aussieht. Pflanzensammler der Antike glaubten in dieser Knolle eine starke Ähnlichkeit mit menschlichen Hoden in Miniatur zu erkennen und sahen diese Pflanze daher – entsprechend der alten mystischen Signaturen-Lehre, die Gleiches mit Gleichem identifiziert – als ein Aphrodisiakum an. Man erzählte sich schon im antiken Griechenland, dass das Knabenkraut, getrocknet, zerrieben und heimlich unter den Wein gemischt, die Trinkenden sofort in Liebes-Laune bringen würde. Tatsächliche lustfördernde oder medizinische Wirkung der tollen Knolle ist jedoch nicht nachgewiesen, sondern gehört eher ins Reich der Legende. Ebenfalls legendär sind die magischen Anwendungen der Orchis: eine kleine Knolle vom Knabenkraut, in der Tasche einer unverheirateten Frau getragen, soll ihr bald einen guten Ehemann verschaffen. Ist sie jedoch bereits verheiratet und geht der Liebste fremd, soll das Knabenkraut den Untreuen wieder enger an sein Ehegespons binden. Wenn das mal keine ansprechenden Eigenschaften der unscheinbaren Knolle sind…


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